Gemeinderat, 6. Sitzung vom 31.03.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 100
hier nichts verloren, kommen wir wieder zur Tagesordnung und stimmen wir gemeinsam dieser guten Sache zu, dem Neubau eben. Danke, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Tanja Wehsely, und ich erteile es ihr.
GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich durfte ja schon öfter zu dem ganzen, sehr wichtigen Themenkomplex Bildung, Ausbildung und Lehrlinge reden. Sie wissen, dass wir als Stadt Wien gemeinsam mit dem Bund, dem AMS, Rudi Hundstorfer, Renate Brauner, Christian Oxonitsch und unserem Bürgermeister sehr engagiert sind, was die Wiener Ausbildungsgarantie betrifft. Viele der Dinge, die als Forderungen, als Anregungen in den Anträgen der ÖVP heute festgeschrieben sind, die wir gelesen haben, und auch der Vorschlag, sich natürlich abseits jeder Polemik, so wie es auch gefordert ist, gemeinsam zusammenzusetzen und für die jungen Menschen das Beste zu erreichen, sind etwas, was wir bereits mit der Wiener Ausbildungsgarantie tun.
Ich darf Ihnen in Erinnerung rufen, was die Wiener Ausbildungsgarantie bedeutet: Sie bedeutet, dass jedem Jugendlichen in Wien entweder ein Schulplatz, ein Platz in einer betrieblichen Lehre, in einer Lehrwerkstätte oder in einer Maßnahme am Übergang Schule - Beruf zur Verfügung gestellt werden soll, respektive auch ein Platz in einer Ausbildung, um Ausbildungsabschlüsse nachzuholen. Die Wiener Ausbildungsgarantie versucht also, gemeinsam auch mit der Schule, diese von Ihnen angesprochene Ausbildungsfähigkeit herzustellen, zu unterstützen und sieht vor allem die Jugendlichen im Mittelpunkt.
Was ist uns wichtig? Uns ist wichtig, alle Jugendlichen zu unterstützen, abgesehen von ihrer Herkunft, abgesehen von ihrer finanziellen Ausstattung, abgesehen von ihrer ideellen Ausstattung. Es ist wichtig, dass Jugendliche Unterstützung und Begleiter und Begleiterinnen haben, denn wenn wir uns ehrlich sind und uns zurückerinnern - das hat heute auch schon jemand gefordert und nachgefragt - wie war das denn und wie ist man selber zu einem Lehrabschluss gekommen, zu einer Matura gekommen oder auch zu einem akademischen Grad gekommen. Man ist dann dorthin gekommen, wenn man Unterstützung gehabt hat. Entweder von Lehrerinnen und Lehrern oder von den Eltern zu Hause oder von einem Ausbildner, der einem besonders zugetan war, von einem Jugendarbeiter, einer Jugendarbeiterin. So ist man zu Abschlüssen gekommen.
Jede und jeder, der behauptet, dass es bei ihm ganz anders war, gehört zu den zehn Auserwählten, die so ganz schlau und fleißig sind, da drüberzukommen über das Alter 13 bis 16, und dann gratuliere ich ganz herzlich. Ich gebe ganz offen zu, ich war zum Beispiel nicht so ein Fall. Ich verdanke es unter anderem der Unterstützung meiner Eltern, dass ich wie viele in diesem Raum hier zu einer Matura gekommen bin, ohne eine Ehrenrunde zu drehen, ich glaube aber nicht, dass es sinnvoll ist, wenn wir uns heute alle hier herstellen und so tun, als ob das so an unserer Einzigartigkeit und Besonderheit liegen würde.
Also, das Wichtigste für Jugendliche ist die Unterstützung durch verantwortungsvolle Erwachsene, die sich in sozialen und pädagogischen Berufen befinden und die Unterstützung ihrer Eltern und ihres Elternhauses.
Ich wiederhole es noch einmal: Jene Jugendlichen, die diese Unterstützung zu Hause nicht finden, sind im positiven Sinne eine besondere Herausforderung für uns, denn wir wollen alle Jugendlichen zu einem Abschluss so hoch wie möglich bringen, um ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ.)
Eine Grundlage, um dieses Ziel zu erreichen, ist neben der Ausbildungsgarantie, wie wir auch alle wissen - und es ist wirklich fragwürdig, warum wir da noch immer im 21. Jahrhundert solange darum herumdiskutieren -, in Wirklichkeit eine gemeinsame Schule der 6- bis 15-Jährigen, ist eine gemeinsame Schule, wo Kinder und Jugendliche nach ihren Bedürfnissen und ihrem Können individuell gefördert werden. Es bedeutet, Jugendliche nicht früh zu selektieren und auszusondern, sie nicht mit zehn Jahren dazu zu zwingen, sozusagen ihre Eltern dazu zu zwingen, sich zu überlegen, wo soll das Kind weiter hingehen - das ist das Um und Auf, bestätigen uns alle Bildungsexperten quer durch alle ideologischen Lager -, eine gemeinsame ganztägige Schule, um alle Kinder individuell und positiv fördern zu können.
Von der Ausbildungsgarantie zur Ausbildungsverpflichtung: Es liegt auf der Hand, wenn man eine Ausbildungsgarantie ausspricht, man irgendwann zu einer Ausbildungsverpflichtung kommen wird. Das heißt, einem Recht aller Jugendlichen auf eine adäquate, eine gute, eine positive Ausbildung, die ihren Bedürfnissen und ihrem Können entsprechen soll, die sie weit bringen soll, soweit sie nur wollen und zu allem, was sie sich vorgestellt haben. Die Ausbildungsverpflichtung, die müssen wir diskutieren, die kann unserer Meinung nach so aussehen, dass, wenn man schon die Oberstufe neu diskutiert, sich auch überlegen kann und soll, wie integrieren wir die duale Ausbildung.
Das ist ein wichtiger Punkt. Für uns ist wichtig, Lehre mit Matura, Lehre mit Berufsreifeprüfung. Also alle, die eine Ausbildung machen, alle 15- bis 18-Jährigen sollen einen Anschluss finden können, um weiter zu lernen, um weiter zu studieren und sich weiterzubilden. Das ist sozusagen der nächste wichtige Schritt, von der Ausbildungsgarantie zur Ausbildungs-, zur Bildungsverpflichtung. Die Frage ist, wie garantieren die Verantwortlichen, also wir alle hier, und das sollten wir außer Streit stellen, wie garantieren wir alle hier verantwortlichen Erwachsenen, unseren Kindern und Jugendlichen die beste Ausbildung, die sie für das Leben brauchen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir denken, das ist, um es noch einmal zu betonen, wir denken, das ist die gemeinsame Schule, die ganztätig geführte Schule. Die Ausbildungsgarantie und eine
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