Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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konstruktiven
Wettstreit der Ideen und in eine faire und sachliche Auseinandersetzung um die
Gegenwart und Zukunft und um die Chancen und Möglichkeiten unserer Stadt Wien
eintreten sollen. In diesem Wettstreit zwischen den Fraktionen wird es naturgemäß –
und das ist gut so, und das soll so sein – viele Auffassungsunterschiede,
aber auch immer wieder Gemeinsamkeiten geben, auf denen sich aufbauen lässt.
Uns
als Wiener Volkspartei sind als zentrale Elemente unserer Politik – und
daraus haben wir nie ein Geheimnis gemacht – drei Begriffe wichtig, die
ich in letzter Zeit immer als die drei E bezeichne: Eigentum, Eigenverantwortung
und Einsatz.
Zum
Einsatz und Leistungswillen. Ich sage das ganz offen – und ich hoffe, nicht
missverstanden zu werden: Bei aller Notwendigkeit und bei aller Richtigkeit und
Wichtigkeit eines sozialen Netzes und bei aller noch größeren Wichtigkeit der
Hilfe zur Selbsthilfe ist eine Gesellschaft, in der manche erwarten, dass die
öffentliche Hand für Wohlstand sorgt, während man selbst nur auf wohl erworbene
Rechte pocht, nicht nur unfinanzierbar, sondern am Ende des Tages zutiefst ungerecht.
Wenn heute ein Familienvater, der beispielsweise 2 000 EUR brutto verdient,
dafür, dass er in der Früh aufsteht und von früh bis spät arbeitet, am Ende des
Monats genauso viel Geld in der Börse hat wie Menschen, die sich lieber auf den
Sozialstaat verlassen, dann sollten wir darüber nachdenken, wie gerecht es
wirklich zugeht! Denn etwas sei schon gesagt: Wohlstand kommt nicht vom Umverteilen,
sondern Wohlstand kommt vom Fleiß und von der Leistung der Bürgerinnen und
Bürger dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweites
wichtiges Kernthema – Eigenverantwortung statt permanentem Kollektivismus: Die
ersten Monate der neuen rot-grünen Stadtregierung haben schon ahnen lassen,
dass diese rot-grüne Regierung den Menschen leider Gottes oftmals ideologisch
vorschreiben möchte, wie diese in den vielfältigsten Bereichen des täglichen
Lebens ihr Leben zu leben haben. – Wir wollen, dass die Menschen in dieser
Stadt ein freies, selbstbestimmtes Leben in Eigenverantwortung führen können. Daher
sind uns als Volkspartei Wahlmöglichkeiten in vielen Bereichen des täglichen
Lebens von der Bildung bis hin zum Verkehr so wichtig. Das Ausufern der Stadtverwaltung,
die glaubt, in jede Einzelheit eingreifen zu müssen, ist nicht die Lösung
unserer Probleme in dieser Stadt, sondern das wird selbst zum Problem. (Beifall
bei der ÖVP.)
Das
dritte zentrale Thema ist Eigentum, und zwar Eigentum als grundlegendes
politisches Ziel. – Ich muss gestehen, ich war wirklich überrascht –
um nicht zu sagen, fassungslos – als ich anlässlich der Sondersitzung
vorige Woche einen Antrag von roten und grünen Mandataren gesehen habe, in dem
explizit davon die Rede war, dass diese Fraktionen sich gegen eine Politik für
Wohlhabende und gegen eine Politik für Aktionäre wenden. Ich sage ganz bewusst
zu diesen beiden Fraktionen: Abgesehen davon, dass die Stadt Wien selbst ein
sehr großer Aktionär ist und viele einfache Menschen in dieser Stadt ihre
Pensionsvorsorge in Wertpapieren angelegt haben (GR Heinz Hufnagl: Leider!),
meine ich nicht, dass man über Aktionäre einfach drüberfahren und sie zu Bösen
stempeln sollte! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich
bin überzeugt davon, dass es eine wesentliche Aufgabe der Politik sein muss,
den Erwerb von Eigentum und die Schaffung von individuellem Wohlstand durch die
Menschen so weit wie möglich zu fordern und nicht Feindbilder aufzubauen und
Neid zu schüren. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sind drei ganz
wesentliche Eckpunkte unserer Politik, und es sind alle herzlich eingeladen,
dabei entweder mitzuarbeiten oder Gegenentwürfe zu erstellen, über die wir
gerne offen und auch heftig diskutieren können.
Aber
ich sehe auch bei allen Fraktionen – das möchte ich an dieser Stelle auch
sagen – die Möglichkeit, zusammenzuarbeiten und bei manchen Dingen gemeinsam
zu agieren, und genauso die Notwendigkeit, Unterschiede herauszuarbeiten.
Ich
spreche zu Beginn die zweite Wiener Oppositionspartei, die FPÖ, an: Sie werden
in mir und in der Wiener ÖVP sicherlich einen Verbündeten haben, wenn es
beispielsweise darum geht, die Familie zu stärken oder Sicherheit in dieser
Stadt großzuschreiben. – Man muss, wenn man Begriffe wie Familie oder
Sicherheit als erstrebenswert erachtet, nicht gleich ein Reaktionär oder ein Faschist
sein. Das ist meine tiefe Überzeugung.
Ich
sage aber auch ganz offen: Wenn ich mir beispielsweise eine aktuelle Presseaussendung
der FPÖ vom Juni dieses Jahres ansehe, in der die FPÖ zum Thema Wohnbau in Wien
meint, dass Jahr für Jahr 5 000 zusätzliche Gemeindebauten gebaut werden
sollen, dann sage ich: Wir als ÖVP haben dazu einen anderen, bürgerlichen
Zugang: Wir wollen, dass auch Finanzschwachen wie etwa Jungfamilien Modelle
angeboten werden, gemäß welchen sie mittel- und langfristig Wohnungseigentum
erwerben können. – Das sehe ich als bürgerliche Politik! (Beifall bei
der ÖVP.)
Schauen
wir uns den Juniorpartner in der Stadtregierung, die GRÜNEN, an. Sehr geehrte
Frau Vizebürgermeister! Wenn es darum geht, die Umwelt als hohes Gut für die
nächsten Generationen zu bewahren, werden Sie in mir immer einen Mitstreiter
haben! Ich sage Ihnen ganz offen: Wenn es beispielsweise, um ein ganz konkretes
Thema anzusprechen, darum geht, in den Kinderbetreuungseinrichtungen dieser
Stadt danach zu trachten, dass unsere Kinder frische, gesunde Lebensmittel
bekommen, dann würde ich mich freuen, gemeinsam etwas zu diesem Thema in Angriff
zu nehmen. (VBgmin Mag Maria Vassilakou: Das gibt es schon!)
Ich sage auch ganz offen – vielleicht können
Sie sich noch daran erinnern –: Schauen wir, dass diese Stadt ein faires,
gerechtes Wahlrecht bekommt. Auch das ist wichtig zum Wohl dieser Stadt! (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir stehen einander inhaltlich aber wahrscheinlich
diametral gegenüber, wenn es darum geht, nur die Autofahrer zu den Buhmännern
dieser Stadt zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn
Herr Kollege Chorherr in einem „Report"-Versprecher – er ist jetzt
leider nicht da – meinte, man müsse die Autofahrer zum Umsteigen zwingen,
dann war das wirklich entlarvend! – Ich sage ganz offen: Wir brau
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