Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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rad
fahren. Aber 10 oder 15 Prozent speziell im Winterhalbjahr mit dem Fahrrad
durch Wien fahren zu lassen, ist illusorisch! Das geht nicht. (Beifall bei der FPÖ.)
Ganz
das Gegenteil ist der Fall! – Gewisse Radwege haben Sinn. Ich bin auch
gegen den Ring-Radweg gar nicht so abgeneigt. Er könnte vielleicht etwas
weniger voluminös sein, aber er wird benutzt, und jeder Radweg hat an manchen
Stellen schon seine Berechtigung. Trotzdem ist das Fahrrad ein
Freizeitgegenstand. Es ist kein Verkehrsmittel. (GR Mag Rüdiger Maresch: Doch!) Wir sind auch durchaus der Meinung,
dass es sinnvoll ist, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger in Wien sportlich
betätigen, und zu diesem Zweck kann man durchaus ab und zu mit dem Rad fahren. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Da könnt
ihr murren und knurren, so viel ihr wollt! Das habe ich mir eh gedacht!
Fakt
ist: Das Fahrrad ist kein Verkehrsmittel (GR
Mag Rüdiger Maresch: Das Zimmerfahrrad!) Ganz im Gegenteil! Was bewirken
die Fahrradwege, die überall in Wien jetzt hingepflastert werden? – Der
Individualverkehr wird blockiert, und der Wirtschaftsverkehr wird blockiert. Im
Endeffekt macht man den Wienerinnen und Wienern nur etwas vor, verarscht sie,
hält sie hin, und im Endeffekt erreicht man keine Verbesserung.
Ich
kann mir vorstellen, dass die GRÜNEN natürlich keine Erfahrung mit dem Verkehr
haben! Sie sind komplett neu, sie haben das ganze Ressort erst vor Kurzem
übernommen. Ich kann den GRÜNEN nur empfehlen: Kommt nach Kärnten nicht nur zum
Wandern und zum Baden, sondern schaut euch in Kärnten an, wie in freiheitlichen
Städten Verkehrspolitik gemacht wird, und lasst euch einschulen! Diesbezüglich
ist die Hauptstadt Klagenfurt besonders beispielgebend. Überall sind auch Radwege,
aber nur dort, wo sie sinnvoll sind. Das Fahrrad wird dort auch benutzt, aber
nicht permanent und nicht überall. Kärnten ist ein Vorzeigebundesland nicht nur
in diesen Bereichen! (Beifall bei der
FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Zu
einem Verkehrskonzept gehören auch Industrieparks. Wir haben in Wien
Industrieparks im Süden, im Norden und in gewissen Teilen der Stadt. Wenn ich
mir diese anschaue, kommen mir die Tränen! Industrieparks werden stark von LKW
angefahren und sollten daher auf jeden Fall so gebaut sein, dass LKW dort
hinein und hinaus fahren können.
In
nenne als Beispiel den Industriepark Nord. Am alten, westlich gelegenen Teil
Percostraße/Rautenweg ist nichts zu kritisieren, diesen gibt es schon seit gut
20 Jahren, die Straßen sind entsprechend voluminös angelegt, so dass sich dort
Sattelschlepper bewegen können. Grundsätzlich funktioniert das dort, da kann
ich gar nichts sagen.
Aber
was ist mit dem zweiten Teil, östlich der Percostraße/Hermann-Gebauer-Gasse,
falls das jemandem ein Begriff ist: Was macht man da? – Genau dort sind
überall Radwege und viel zu enge Straßen, sodass sich LKW gar nicht begegnen
können, sowie Kreisverkehre. Kreisverkehre haben einen Sinn, Kreisverkehre sind
gut. Aber dann müssen sie eine entsprechende Dimension haben, sodass sich LKW
in diesen auch bewegen können!
In
der Hermann-Gebauer-Gasse ist ein Kreisverkehr, der wahrscheinlich für ein
Siedlungsgebiet beziehungsweise für eine Wohnsiedlung konzipiert wurde, in der
ein LKW-Fahrverbot besteht. Überall sind Ohrwarscheln, und man braucht sich
diese Ohrwascheln nur anzuschauen! Sie müssen nur einmal durchfahren: Alle sind
an allen vier Ecken abgefahren, denn ein Sattelschlepper kann aus dem
Kreisverkehr gar nicht hinaus, ohne dass er genau über ein Ohrwaschel darüberfährt!
Das ist eine verfehlte Verkehrspolitik, wie sie ihresgleichen sucht!
Oder
eine Sackgasse wie die Schillinggasse, die zum ARBÖ im 22. Bezirk führt: Dort
sind Gehwege wie auf der Mariahilfer Straße und ein herrlicher Radweg, aber
zwei Sattelschlepper können einander nicht begegnen, die müssen über den Gehweg
ausweichen. Was hat ein Radweg dort verloren, bitte? Auf einer Sackgasse mitten
in einem Industriegebiet? Macht dort einmal eine Verkehrszählung! Ihr findet
dort keine drei Radfahrer im ganzen Jahr! (Beifall
bei der FPÖ.)
Wenn
wir schon bei den LKW sind: Die GRÜNEN betonen doch immer, dass sie eine
Ökopartei sind. – Jetzt schaue ich mir an, wie sie sich verhalten, wenn es
darum geht, dass man eventuell die Euro-5-Fahrzeuge beziehungsweise die Unternehmer,
die diese einsetzen, belohnt oder zumindest etwas entlastet, indem man Förderungen
austeilt. Wie steht die Stadt Wien dazu? Wie stehen die GRÜNEN dazu, dass
Unternehmer, die sich Euro-5-Fahrzeuge anschaffen, etwas entlastet werden?
Kärnten
gibt dafür ein Beispiel. Kärnten fördert mit 4 000 EUR pro LKW, den man
anschafft. Das wird von Kärnten vorgegeben. Das ist doch zu begrüßen. Aber ich
kann mir gut vorstellen, dass die GRÜNEN hier davon nichts wissen wollen!
„Grün“ ist zwar der Name, der auf der Visitenkarte steht, aber im Gedanken sind
sie nichts anderes als Radfahrer. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik: Zum
Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Dr Troch. Ich erteile es ihm.
GR Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Zuerst
ein paar Worte zu meinen Vorrednern.
Ich
möchte gleich einen Kommentar zu meinem blauen Vorredner abgeben. Ihre
Definition von der Rolle des Fahrrades in einer modernen Großstadt ist im wahrsten
Sinn des Wortes blauäugig! Es ist überhaupt nicht mehr zeitgemäß, dem
Fahrradfahren die Rolle als reines Freizeitvergnügen zuzubilligen. Ich weiß
nicht, wo Sie sich bewegen und ob Sie sich die Verkehrsströme und die Bedürfnisse
der Bürger in dieser Stadt anschauen. Wir bauen diese Radwege im Stadtzentrum
nicht nur, damit die Bürger diese in ihrer Freizeit benützen, sondern das Rad
ist inzwischen ein Verkehrsmittel, und die Radwege werden rund um die Uhr sehr
gut angenommen.
Daher
sollen auch in den Köpfen der Menschen keine Barrieren gebaut werden, die gegen
das Rad sprechen! Dass das Rad nicht allein seligmachend ist, sagen alle, auch
unsere grünen Koalitionspartner. Wir haben
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