Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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diesbezüglich
sehr realistische Positionen. Aber dass man dem Radfahren als sicherlich keiner
ungesunden Form der Fortbewegung auch im Sinn eines städtischen Verkehrsmittels
eine Chance geben muss, ist wohl inzwischen unbestreitbar.
Wenn
Sie Kärnten als Vorzeigeland darstellen, dann trifft das sicherlich zu, was die
Kärntner Seen und Kärnten als Tourismusland betrifft. Insofern gibt es Kärnten
vieles abzugewinnen. Wenn ich mir aber die Pro-Kopf-Verschuldung im Bundesland
Kärnten anschaue, dann frage ich mich, wie Sie darauf kommen, dass das ein
Vorzeigeland ist. Kennen Sie diese Zahlen? (Zwischenruf
von GR Mag Wolfgang Jung.) Ich habe Ihnen eine konkrete Frage gestellt! Sie
kennen vermutlich die Wiener Zahlen auch nicht! Aber die Kärntner Zahlen kennen
Sie sicherlich nicht. Kärnten hält einen Rekord. Der kärntnerische Rekord ist
die größte Pro-Kopf-Verschuldung aller neun österreichischen Bundesländer.
Diesbezüglich
sind Sie wahrscheinlich auch blauäugig und übersehen diese traurige Tatsache
gerne. (GR Anton Mahdalik: Weil das nicht stimmt!) Na sicher stimmt das!
Ich
denke, um darauf eine Antwort zu geben, braucht man gar nicht viele Hypothesen
aufzustellen. Allein die Tatsache, dass uns Österreicher die Hypo Alpe-Adria 22
Milliarden EUR an Verbindlichkeiten, an Dingen, die wir schon bezahlt haben,
und an Garantien kostet, besagt schon alles. Dieses riesige Finanzloch hat man
erst einmal produzieren müssen! Und wenn dann Politiker agieren wie Herr
Scheuch, dann wird die Situation für dieses Bundesland nicht besser, und Wien
zahlt dabei mit. Jeder Wiener Steuerzahler und jede Steuerzahlerin zahlt an das
sogenannte FPÖ-Vorzeigebundesland – wie Sie es genannt haben – mit.
Das ist ein irres Finanzdebakel! Stellen Sie sich deshalb nicht hierher und
verwenden das noch als Beispiel! In Wien sagt man dazu Chuzpe oder Blauäugigkeit,
wahrscheinlich trifft beides zu. (Beifall bei der SPÖ.)
Zu
Kollegen Dworak: Sie haben gemeint, dass die alten Ortskerne im
Stadtentwicklungsprogramm fehlen. Herr Kollege Dworak! Ich würde sagen: Tun wir
das den Ortkernen nicht an, sie quasi „Stadt zu entwickeln“! Wir würden Angst
und Schrecken verbreiten, wenn wir sagen, die alten Ortskerne Wiens werden
jetzt ordentlich entwickelt, sie sind jetzt Stadtentwicklungsgebiete!
Ich
nehme an, es wird Ihnen bekannt sein, dass es in Wien ein 50-Orte-Programm
gibt, für das die Stadt Geld in die Hand genommen hat, um in völlig sensibler
Weise die alten und historisch wertvollen Stadtkerne zu sanieren und zu
sichern. Und darum geht es ja: Im Sinne der Wiener Kultur und Tradition
Architekturperlen aus dem 16., 17., 18., und 19., Jahrhundert und aus der Zeit
zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu sanieren. All diese alten Wiener Ortskerne
sind gesetzliche Schutzzonen nach den Wiener Bestimmungen. Wir können diese
nicht sozusagen „Stadt entwickeln“. Ich würde äußerst davor warnen, diese in
einen Stadtentwicklungsplan aufzunehmen! Vielmehr gehört da Schutz her, und
zwar sensibler Schutz der Ortskerne. Die Forderung der ÖVP, dass diese
Ortskerne „Stadt entwickelt“ werden sollen, ist meiner Meinung nach –
gelinde gesagt – ganz einfach ein Unsinn!
Zum
Thema Schloss Neugebäude: Kollege Dworak ist der Meinung, dass sich das Schloss
Neugebäude noch immer im Dornröschenschlaf befindet. – Dazu möchte ich
sagen: Passen Sie auf, Kollege Dworak, dass Sie nicht in den Dornröschenschlaf
versinken! Man könnte nämlich auf diese Idee kommen, wenn Sie über Schloss
Neugebäude sprechen.
Dort
ist eine Menge geschehen, auch dafür hat die Stadt Geld in die Hand genommen.
Es ist dies inzwischen ein florierendes Kulturzentrum! Egal, ob es um den
Festivalsommer im Schloss, um das Sommerkino und alle möglichen Arten von
Kulturveranstaltungen in den beiden Sälen des Schlosses oder darum, was sonst
noch dort abläuft, geht: Dort geht die Post ab, wie man in Simmering sagt, und
dort ist von Dornröschenschlaf gar nichts mehr zu sehen und zu hören! Im
Gegenteil: Manche Anrainer sind schon ein bisschen skeptisch hinsichtlich
dessen, was sich dort alles tut, und das wird noch weitergehen. Wir haben noch
vieles vor. Ich würde Sie jedenfalls warnen, in
diesem Zusammenhang von Dornröschenschlaf zu sprechen! Schauen Sie sich das an! Schauen Sie
sich an, was dort abläuft!
Nächster
Punkt: Sie sagen, in St Marx reicht es nicht, auf den ORF zu warten. –
Davon sagt gar niemand etwas! Das Viertel St Marx ist ein legendäres Viertel in
Wien, und unter der Formel MQM ist dort schon einiges entstanden. Das Media
Quarter Marx stellt eine attraktive Vernetzung von Medienunternehmen dar. Und
zu dieser attraktiven Vernetzung von Medienunternehmen gehören Fernsehstudios,
Rundfunk, multimediale Studios und Verlagsfirmen.
In
diesem wirtschaftlichen Ansiedelungsstrom, der dort stattfindet, schwimmen auch
im besten Sinn des Wortes viele Kleinfirmen, junge kreative Betriebe. Das sind
jene, die bei der Wirtschaftskammerwahl nicht Schwarz wählen, sondern
Wirtschaft anders sehen und auch kritisch denken und die Strukturen
hinterfragen. Diese jungen und kreativen Betriebe sind sehr wach, auch was
Stadtpolitik betrifft, und sie schwimmen dort mit. – Das ist nicht Ihre
Basis, das verstehe ich schon!
Worum
geht es also bei diesem Media Quartier Marx? – Es geht einfach darum, den
Wissens- und Wirtschaftsstandort Wien zu stärken. Aber das ist nicht der
einzige Schwerpunkt. Schwerpunkt vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht ist
auch die Biotechnologie. Diesbezüglich, Herr Dworak, warten wir überhaupt nicht
auf den ORF, dort ist der Ausbau schon voll im Gange! Eine ganze Reihe von
Labors der Uni Wien sind dort bereits angesiedelt, arbeiten dort und forschen
dort. Weites ist Boehringer Ingelheim dort angesiedelt, also einer der
internationalen Konzerne, die wir nach Wien gebracht haben, und wir sind stolz
darauf, dass Betriebsstandort dieser Firma eben dieses Media Quarter Marx ist.
Ebenso befindet sich dort das IMP, das Institut für Molekulare Pathologie von
Prof Penninger, das alle in Wien inzwischen kennen. Dieses leistet
hervorragende Arbeit und hat mit dem ORF, auf den wir angeblich warten, gar
nichts zu tun. Sie sind schon länger dort, sie arbeiten
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