Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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lungsstadien
hinter diesen Personen eigentlich stehen, was sie aus dieser Geschichte
herausfiltern können und wo sie die gemeinsamen Nenner als Jugendliche dieser
Stadt gemeinsam bestimmen und gestalten können.
In
diesem Zusammenhang ist das nicht nur ein historisches Projekt, das die
Einwanderungsgeschichte Wiens seit der k und k Monarchie unter die Lupe genommen
hat, sondern es wurde auch ein Bezug zur Aktualität hergestellt, nämlich dazu,
wie es den Zuwanderern und Zuwanderinnen und der sogenannten Mehrheitsgesellschaft
in diesem Land mit dem Phänomen Zuwanderung geht.
Im
Gegensatz zu einigen Parteien in Österreich beziehungsweise einer bestimmten
Partei, nämlich der Freiheitlichen Partei, sind diese Jugendlichen nicht den
Weg gegangen, zu pauschalisieren und Vorverurteilungen beziehungsweise
Verdächtigungen in den Mittelpunkt zu stellen, um eine bestimmte
Bevölkerungsgruppe immer wieder zu verunglimpfen.
Ich
nehme diesen Pfad sehr gerne auf, weil das sehr wichtig ist. Sie wehren sich
hier dagegen, dass mein Kollege David Ellensohn angeblich – das werden die
Protokolle noch zeigen – die FPÖ in Bezug auf Kinderpornographie pauschalisiert
hat. Aber was Sie mit den Migrantinnen und Migranten in diesem Land machen,
sind ja ständig Pauschalisierungen! Ist ein Migrant straffällig geworden,
sprechen Sie ständig von kriminellen Ausländern! Wird ein Migrant oder eine
Migrantin verdächtigt, sprechen Sie sofort von kriminellen Migranten und
Migrantinnen. Da wäre Sensibilität angebracht, da wünsche und erwarte ich mir
von Ihnen, dass Sie mit Pauschalisierungen aufhören, weil das zur Debatte einiges
beitragen kann.
Eine
weitere Pauschalisierung erfolgte neulich durch den Generalsekretär Ihrer
Partei, Herrn Vilimsky, in einem Gespräch mit dem Staatssekretär Kurz, das in
der „Presse" wiedergegeben wurde. Dabei hat Vilimsky der arabischen und
der afrikanischen Bevölkerung Kulturferne unterstellt. Er hat gesagt, das ist
eine kulturferne Bevölkerung, das sind kulturferne Nationen.
Herr
Kollege Prof Eisenstein, soviel ich weiß, lehren Sie an der Universität Wien
Islamwissenschaften und Arabistik, oder Sie haben Arabistik studiert. Ich würde
Ihnen nahelegen: Fragen Sie mal Ihren Parteikollegen Vilimsky, ob er Nachhilfe
braucht bei der Frage, ob die arabische oder afrikanische Bevölkerung kulturfern
ist oder nicht. Das wäre meine Bitte. Wenn Sie Herrn Vilimsky fragen und er
damit einverstanden ist, dann teilen Sie mir das bitte mit. Es würde mich
freuen. – Also Abstand halten von Pauschalisierungen, das ist sehr wichtig!
Herr
Irschik hat zum Beispiel heute im Zuge dieser Fahrraddebatte zu unserem
Schwerpunkt gesagt: Ja, wir wollen, dass Inländer und Ausländer Rad fahren, am
besten mit dem eigenen Rad. Ich schätze, dass sich dieser letzte Teil des
Satzes auf Ausländer bezogen hat. Hier sehen wir schon wieder, dass Sie nicht
zur Besserung des Klimas im Land beitragen wollen, sondern immer wieder zu
dessen Verschärfung, damit Sie Ihre Stimmenanteile erhöhen können. Das ist der
falsche Weg! Dieser Weg sollte so schnell wie möglich verlassen werden, das
würde uns allen gut tun.
Eine
andere Geschichte ist die Debatte um die österreichische Staatsbürgerschaft.
Dazu sagte der Herr Stadtrat, die Staatsbürgerschaft sei das Ziel eines gelungenen
Integrationsprozesses. Das sehen wir nicht so. Wir denken, dass die Staatsbürgerschaft
vor allem jenen Menschen gebührt, die in Österreich geboren wurden.
Wir
haben in Österreich die Situation, dass Zuwanderer und Zuwanderinnen seit 20
und 30 Jahren in Österreich leben, hier Kinder auf die Welt bringen, deren
Staatsbürgerschaft aber von jener der Eltern abhängt. Obwohl die Kinder hier
auf die Welt gekommen, in den Kindergarten und in die Schule gegangen, also ein
unentbehrlicher Bestandteil dieser Gesellschaft geworden sind, haben sie nicht
die Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft von Geburt an beziehungsweise nach
diesem langen Prozess zu bekommen, die Staatsbürgerschaft ist immer wieder
gekoppelt an jene der Eltern.
Ich
glaube, dass wir mit dieser Politik ständig Ausländer und Ausländerinnen in
unserem Land produzieren, obwohl diese Jugendlichen die Gepflogenheiten dieses
Landes von Beginn an mitbekommen, miterleben und auch das Eigene mit hineintragen.
Daher
denke ich, wir sollten schleunigst an der Staatsbürgerschaftsregelung arbeiten
und diese ändern. In erster Linie geht es darum, Kindern, die hier auf die Welt
kommen, die Möglichkeit zu geben, sich bis zum 18. Lebensjahr zweier
Staatsbürgerschaften zu bedienen, sie aber zu verpflichten, sich ab dem 18. Lebensjahr
für eine Staatsbürgerschaft zu entscheiden. Daher ist der Ansatz, dass die
Staatsbürgerschaft der Endpunkt eines gelungenen Integrationsprozesses sei,
falsch. Diesen Ansatz teile ich nicht. Bitte denken Sie alle darüber nach.
Apropos
Staatsbürgerschaften: Wenn es nach Ihnen ginge, meine Damen und Herren von der
Freiheitlichen Partei, sollte man die Staatsbürgerschaftsbedingungen noch mehr
verschärfen und die Leute noch mehr Prüfungen ablegen lassen. Was aber hat der
Herr Scheuch in Kärnten gemacht? Er hat gesagt, ja, ich bin bereit, Russen die
Staatsbürgerschaft zu besorgen, mit einer Bedingung: Die Russen müssen die
Partei finanzieren, das ist „part of the game". Das ist Ihr Zugang zur
Staatsbürgerschaft! Wenn es um Kohle geht, wenn Sie das Gefühl haben, man kann
mit der Staatsbürgerschaft Geschäfte machen, dann schmeißen Sie diesen Leuten
die Staatsbürgerschaft nach.
Das
ist nicht unser Standpunkt. Unser Standpunkt ist konsequent und Ihrer nicht.
Wir wollen, dass das Erhalten der Staatsbürgerschaft erleichtert wird und auch
die Einkommensuntergrenze abgeschafft wird. Die Einkommensuntergrenze ist eine
wahnsinnig große Hürde für die Einbürgerung der Menschen, wenn es darum geht,
dass sie sich in Österreich österreichisch fühlen, wienerisch fühlen, das
Gefühl haben, hier wohlwollend aufgenommen zu werden. Dafür muss man immer
wieder die Einkommensuntergrenze nachweisen.
Ich
sage aber: Einmal verdient ein Mensch in einem Arbeitsprozess mehr und einmal
eben weniger. Da geschieht Unrecht, weil ein Mensch die Entwicklungen am
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