Gemeinderat, 17. Sitzung vom 16.12.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 145
Albert, „Copy Shop" und „Fast Film" von Virgil Widrich, „Die fetten Jahre sind vorbei" von Hans Weingartner, „Slumming" von Michael Glawogger, „Fallen" von Barbara Albert, „Import Export" von Ulrich Seidl, zuletzt „Revanche" von Götz Spielmann mit einer Nominierung für den besten nicht englischsprachigen Film. Über Michael Haneke und „Das weiße Band" muss ich, glaube ich, nichts erzählen, auch nicht über Christoph Waltz in Quentin Tarantino’s „Inglourious Basterds". Diese Erfolge sind nicht zuletzt, auch strukturell, ein Ergebnis der intensiven Bemühungen der Stadt Wien in der Filmförderung. Die meisten dieser Filme wurden vom Filmfonds Wien unterstützt.
Das Wiener Filmpaket beläuft sich, wie gesagt, inzwischen durch eine 25-prozentige Erhöhung auf 16 Millionen EUR und liegt im europäischen Spitzenfeld. Ein wesentlicher Inhalt ist eben die Neugründung einer eigenständigen Fernsehfilmförderung, denn Wien will auch hier, im Sinne des Rechnungshofberichtes, stärker mit dem ORF und natürlich mit dem Österreichischen Filminstitut auf Bundesebene zusammenarbeiten.
Dass wir in die Infrastruktur der Abspielstätten und Festivals investieren, ist, nehme ich an, auch bekannt. Vor allem das Gartenbaukino bietet sich hier immer wieder als letztes großes europäisches Einsaalkino und als unbedingt notwendig für Festivals, wie eben die Viennale, an. Kinos zu erhalten, ist eine politische Entscheidung. Das hat StR Mailath-Pokorny schon erwähnt.
Es ist so, dass die Struktur der Filmförderung in Österreich, wie gesagt, sehr gut aufgestellt ist. Natürlich ist sie immer zu niedrig bemessen, weil Film eben ein teures Medium ist. Aber es wurde in vielen Jahren fast ausnahmslos Qualität gefördert. Neben dem großen kreativen Potenzial ist das ein wichtiger Faktor. Wenn sich das Filmschaffen quantitativ und qualitativ verbreitert, wird es natürlich teurer. Wien hat seit 2008 um ein Viertel erhöht und verfügt über den größten Regionalfilmfonds in ganz Europa. Die Stadt Wien lässt auch eine gemeinsame Handschrift der Förderpolitik erkennen.
Michael Haneke hat einmal gesagt, er wäre heute nicht dort, wo er heute ist, wenn er nicht begonnen hätte, seine Filme in diesem System zu machen, wo die Kleinheit des österreichischen Modells, wo alle Beteiligten einander gut kennen, einerseits ein Vorteil und andererseits ein Nachteil ist. Also, der Wiener Filmfonds weiß, was die Bundesförderung macht und umgekehrt, und beide wissen, was der ORF macht. Wie gesagt, manchmal ist es ein Nachteil, im Allgemeinen ist es ein Vorteil. Solche Filme nach US-Modell, breitenfinanziert, privatfinanziert, hätten nicht entstehen können. Man braucht dann auch nicht darüber zu streiten, ob „Das weiße Band" ein österreichischer oder ein deutscher Film ist, denn Filmproduktionen ab einer gewissen Größe sind heute selbstverständlich internationale Produktionen. Über so etwas braucht man in einem Europa, in dem es keine Passkontrollen und eine - hoffentlich noch länger - einheitliche Währung gibt, nicht zu streiten. Es geht dabei immer um den Film, um das Kunstwerk, um den Regisseur, um sein Team, in dem viele Österreicher sind. Wenn Haneke einen Oscar gewinnt, dann freuen wir uns darüber, selbst wenn der Film von Deutschland eingereicht wurde.
Wie gesagt, bezüglich Filmstandort Wien, prägend für das Image einer Stadt ist nun einmal der Film. Ich denke da auch an den Fernsehfilm, und ich möchte da die Wiener gar nicht ausnehmen. Stadtteile wie die Donau-City oder auch die Donauinsel kennen wir natürlich, aber die Schönbrunntouristen wissen es nicht. Aber die Zuschauer in Leipzig, die sich „SOKO Donau" anschauen, wissen es sehr wohl und bekommen auch ein bestimmtes Bild von Wien. Das hat eine Wirkung.
Die Erfolgswelle des österreichischen Films wird auch vom ORF unterstützt, der zum Glück weiter an Bord bleibt.
Es wird auch eine neue Initiative geben, die sogenannte Akademie des Österreichischen Films. Hier wird wahrscheinlich auch ein nationaler Filmpreis ausgelobt werden. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Filmförderung sichtbar zu machen, die einen ungeheuren Brancheneffekt hat, wie wir wissen. Also, jeder in Film investierte Euro kommt bis zu sieben Mal zurück. Das ist in keiner anderen Branche der Fall. Aber natürlich ist es auch eine risikoreiche Branche.
Schließlich und endlich kann ich nur sagen, dass sich die Stadt Wien klar zum Film bekennt, der meiner Meinung nach zeitgemäßesten Form von Kunst, die sich direkt an die Basis wendet. Weil um ins Kino zu gehen, muss ich weder eine sehr teure Eintrittskarte kaufen noch mich in Schale werfen, das kann ich sehr spontan tun und das kann jeder und jede machen. Ich denke, dass das eine ausgezeichnete Form ist, Menschen mit qualitätsvollen Filmen, und die Stadt Wien unterstützt vor allem auch Programmkinos, die Qualitätsfilme und nicht nur Hollywood-Blockbuster zeigen, am Boulevard abzuholen und auf ein gutes, qualitätsvolles Niveau zu führen. Das muss uns natürlich auch ein bisschen Geld wert sein.
Damit kann ich eigentlich nur sagen, dass ich dem Rechnungshof sehr herzlich für diesen Bericht danke. Wie gesagt, die Synergieeffekte werden wir sehr gerne wahrnehmen, weil miteinander zu reden, zu kommunizieren und sich zu vernetzen, das kann in jedem Fall nur gut sein. Wir denken, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass wir auch die Anregungen gerne befolgen.
Abschließend sozusagen noch ein kleiner Tusch. Es gibt auch einen Wiener Filmmusikpreis, um österreichische Jungkomponisten und Jungkomponistinnen aller Musikrichtungen zu fördern. Diese, würde ich sagen, spielen hier den Schlussakkord. - Herzlichen Dank für diesen Bericht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es ihm.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Damen und Herren! Herr Präsident!
Ich darf mich eingangs bei Ihnen, Herr Präsident, für die hervorragende Arbeit von Ihnen und Ihrem Team bedanken. Die Rechnungshofberichte sind für uns natürlich sehr seriöse für unsere Oppositionsarbeit. Ich emp
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