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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 16.12.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 129 von 145

 

Reichen, auf die die Sozialdemokraten immer losgehen!

 

Das heißt: Wenn wir wirklich den Profifußball sponsern wollen, dann müsste es eine Gesamtkonzeption geben. Dann frage ich mich wirklich: Warum gibt man für zwei intern verfeindende Profivereine Geld aus? Warum gibt man Geld aus für zwei Stadien, die suboptimal sind? Das Hanappi-Stadion ist von seiner Grundkonzeption her nicht wirklich optimal, das Horr-Stadion oder Generali Arena, wie es jetzt auf Neoliberal heißt, ist auch nicht wirklich optimal. Warum macht man da nicht ein Stadion für unsere Profifußballer gemeinsam, eine Fußballnachwuchsakademie, wo sich vielleicht auch andere Vereine einklinken könnten? Das geschieht überhaupt nicht, sondern man hat eben die Vereinsrivalitäten, diese werden weiter gepflegt und die Stadt bezahlt. Wenn dem wirklich so sein sollte, dann müsste man das Ganze auch in das Gehaltsschema der Stadt Wien, in die Gehaltspyramide einbeziehen, aber das geschieht überhaupt nicht.

 

Das heißt, im Endeffekt geben wir viel Geld aus, und zwar, wie jetzt beim Hanappi-Stadion, ohne zu wissen, für welches Projekt. Es gibt überhaupt kein Projekt, es gibt eine vage Kostenschätzung. Präsident Edlinger verkündet über das „Wiener Bezirksblatt“, das kann man wörtlich zitieren: „Jetzt sind wir endlich Herr im eigenen Haus“. – Und die Stadt Wien bezahlt das Ganze. Also wenn ich Herr im eigenen Haus sein möchte, dann muss ich mir dieses Haus kaufen; es sei denn, ich bin ein Hausbesetzer, das will ich aber überhaupt niemandem unterstellen.

 

Also: Sie jagen die Millionäre, Sie jagen die Besserverdiener und Sie subventionieren Vereine, die eigentlich genau solche Besserverdiener und Millionäre hervorbringen, ohne dass sie uns genau sagen, für welche Art von Projekt sie zur Verfügung stehen, wir wissen gar nichts. Das ist der große Unterschied zur Albert-Schultz-Eishalle: Da hat es wenigstens ein EU-weit ausgeschriebenes Projekt gegeben. Es ist zwar ein bisschen teurer geworden, als es veranschlagt war, aber es war wenigstens ausgeschrieben. Beim Hanappi-Stadion hingegen gibt es kein Projekt, da gibt es nur eine Kostenschätzung. Dabei wissen wir doch: Wenn das Ganze einmal auf die Schiene gestellt wird, dann muss das Ganze letztendlich auch vom Auftraggeber bezahlt werden.

 

Also ich meine: Wer Profifußball subventioniert in einer Einkommensliga, die über jener von amtsführenden Stadträten und Landtagspräsidenten ist – von einfachen Abgeordneten will ich gar nicht reden, denn um das Geld, für das wir hier bis tief in die Nacht sitzen, gehen die nicht einmal trainieren –, wer so etwas subventioniert, der müsste sich eigentlich eine Alternativvariante überlegen, das kann es doch wirklich nicht sein! Und wenn man weiß, dass im Profifußball Brutto- und Nettovereinbarungen weitgehend ineinandergreifen, der sollte doch wissen, dass da irgendetwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. So etwas dem Gemeinderat vorzulegen, halte ich für ungeheuerlich; noch dazu, wenn Sie Schülerinnen und Schüler in den Pflichtschulen – da geht man nicht freiwillig hin, da muss man in die Schule gehen – immer mehr in Containerklassen hineinstecken!

 

Ich habe einmal in den Medien so salopp gesagt, na ja, wenn es Pflichtschulcontainer gibt, dann soll es doch auch VIP-Container geben. Für die VIPs bei den Großvereinen gibt es keine Container, sondern Skyboxen – und gleichzeitig beschließen wir heute ein abermaliges Aufstellen von Containerklassen! Aus diesem Grund traue ich mich – ich glaube, die GRÜNEN sollten das zu honorieren wissen – als, glaube ich, einziger Gemeinderat und Landtagsabgeordneter zu sagen: Ich bin gegen diese Subvention, und ich hoffe, dass mein Abstimmungsverhalten auch im Protokoll festhalten wird! (GRin Dr Sigrid Pilz: Kein Applaus!)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Reindl zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

22.55.14

GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Kollege Aigner! Sport und Sportpolitik ist nicht deine Stärke, das konnte man deiner Wortmeldung entnehmen. Ich möchte festhalten, dass mit dem heutigen Beschluss, den wir fassen werden, ein wesentlicher Bestandteil der Wiener Fußballkultur weiter ausgebaut wird. Dadurch fördern wir auch sehr starke Wirtschaftsleistung. Wir haben bei einem Heimspiel von Rapid und Austria eine direkte Wertschöpfung von 462 000 EUR, in Summe sind das 8,3 Millionen EUR pro Jahr, und bei den Auswärtsspielen sind wir bei rund 7 Millionen EUR. Sie sehen also, dass da auch durchaus Umwegrentabilität festgestellt wird.

 

Wenn hier kritisiert wird, dass wir Profivereine fördern, dann möchte ich das zurückweisen. Mit dem Geld, das wir heute beschließen, fördern wir die Infrastruktur. Wir fördern damit nicht den Profisport, sondern den Nachwuchs, die über 800 Jugendlichen, die bei Rapid und Austria dem Fußballsport nachgehen, und das auf sehr, sehr hohem und gutem Niveau. Weiters fördern wir Verbesserungen in der Infrastruktur, um mehr Zuschauer zu den Spielen zu bekommen und damit auch mehr Wertschöpfung zu erzielen. Das Projekt ist auch ein Investitionsprojekt im Sinne der Konjunkturbelebung, weil natürlich jeder Cent, der da ausgegeben wird, über Firmen abgewickelt wird, sodass Arbeitsplätze geschaffen werden.

 

Zurückweisen möchte ich auch die Behauptung, Rapid hätte nur einen Kostenvoranschlag gemacht. Rapid muss genauso wie die Capitals Ausschreibungen machen. Auch bei den Capitals haben wir eine Grobschätzung gehabt, plus/minus 20 Prozent, wenn ich erinnern darf, und auf Basis dieser Schätzung wurde dann eine Ausschreibung gemacht. Darüber haben wir uns letztes Mal unterhalten. Beim Vorwurf, dass die großen Vereine wesentliche Träger des Sportförderungsbeitrags sind, wird gern vergessen, dass 61 Prozent des Sportförderungsbeitrags, der in Wien jedes Jahr erwirtschaftet wird, von Rapid oder Austria kommen. Diese Sportförderungsbeiträge gehen dann auch in den Breitensport, da haben wir also den Umkehreffekt.

 

Überhaupt möchte ich betonen: In Wien werden alle Fußballvereine gleich behandelt. Wir haben Vienna bei

 

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