Gemeinderat, 26. Sitzung vom 28.06.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 108
Es gelangt nunmehr die Postnummer 25 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an das Vienna Design Office - Verein Neigungsgruppe Design. Ich darf den Herrn Berichterstatter GR Woller ersuchen, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. Ich erteile es ihm.
GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich habe den Tagesordnungspunkt Neigungsgruppe Design ausgewählt, nicht weil wir mit dem Tagesordnungspunkt Schwierigkeiten hätten, wir werden dem zustimmen, sondern weil ich es als eine willkommene Gelegenheit gesehen habe, auf etwas einzugehen, was der Kollege Ornig in der, glaube ich, letzten Gemeinderatssitzung gesagt hat - und die Kollegin Schinner, die dann ja auch nach mir spricht, gesagt hat, das brauchen wir nicht. Und zwar hat er die Idee geboren, warum sollte man nicht als Identifizierung einen Teil der Innenstadt rund um den Lobkowitzplatz, wo sehr viele Antiquitätenhändler, Kunsthändler, Museen, das Dorotheum, und so weiter sind, Kunstviertel nennen,
Ich finde diese Idee eigentlich sehr gut. Es wurde dann aber von der Kollegin Schinner mehr oder weniger gesagt, nein, das brauchen wir alles nicht. Und das ist irgendwie auch symptomatisch für den Zustand dieser Stadtregierung, dass man alles, was irgendwie neu sein könnte, eigentlich nicht braucht, weil ja eh alles super ist. Wir haben heute über den Herzerlbaum geredet - Christkindlmarkt, Weihnachtsmarkt. Und damit man mir nicht nachsagt, ich rede nicht zum Thema, habe ich ein wunderbares Beispiel, was diesem Kunstviertel nahe kommt, den Design District Zagreb. Deswegen habe ich mich bei diesem Punkt gemeldet. Wenn man schon Zagreb sagt - der Ernst Woller weiß das -, der Bürgermeister Bandic von Zagreb hat durchaus sehr viel von Wien kopiert und - sagen wir einmal - die guten Sachen, was Vermarktung einer Stadt betrifft, übernommen, hat sich aber weiterentwickelt. Zagreb ist jetzt keine so reiche Stadt wie Wien, hat sich aber weiterentwickelt. Und wenn wir über den Herzerlbaum sprechen, möchte ich nur darauf hinweisen - wir sind sehr stolz auf unsere Christkindlmärkte, zu unseren Weihnachtsmärkten kommen die Touristen aus benachbarten Ländern -, laut den internationalen Medien in den letzten beiden Jahren sind die schönsten Weihnachts- und Christkindlmärkte in Zagreb und nicht mehr in Wien. Also da sind wir schon abgefallen, auch in dieser Statistik sind wir abgefallen, denn in dieser Stadt ist, so wie in Lissabon, eine kreative Szene im Gange und die bauen halt von einem Niveau auf, wo es gar nicht so sehr um Subventionen geht. Dieser Design District Zagreb ist ein Teil der inneren Stadt, wo sich immer mehr dort angesiedelte Unternehmer, Geschäfte, und so weiter identifizieren, wo Kreative etwas schaffen. Ich bin dort relativ oft, bin gerne in dieser Gegend, würde dort ganz gerne eine Wohnung haben, denn dort ist einfach ein unglaublicher Spirit.
Und es ist auch nicht mit sehr viel Geld verbunden, so etwas zu machen. Die Stadt Zagreb gibt zwar auch eine kleine Subvention für das Druckwerk, das vielleicht einmal in eineinhalb Jahren herauskommt. Die machen ein Festival dort, wo sich die Geschäfte präsentieren, wo es andere Veranstaltungen gibt, das entwickelt sich sozusagen durch die Kreativität der Beteiligten von selbst weiter. Das Einzige, was es bedarf, ist das Goal von der Wirtschaftskammer, von der Stadt Wien, vom Tourismusverband, zu sagen, wir haben jetzt in Wien ein Kunstviertel, ein Galerienviertel, wie auch immer. Und dann sind natürlich die, die das betreiben, aufgerufen, etwas aus dem zu machen. Aber das wird beworben, das wird international beworben, die Leute kommen und das führt weiter dazu, den Standort Wien noch attraktiver zu machen. Das heißt, für Touristen attraktiv zu machen und auch für Einheimische attraktiv zu machen. Das ist eine lebende Szene, man kann sich freuen, jedes Jahr, denn zum Beispiel das mit den Christkindlmärkten war in Zagreb nicht immer so. Ich habe auch Verwandte dort, früher gab es das dort natürlich überhaupt nicht, dann hat sich das langsam entwickelt. Dann waren beispielsweise diese Lampen, die wir am Graben haben, die hat es in klein in der Ilica gegeben, mittlerweile ist die ganze Innenstadt ein einziger Event mit Konzerten, mit allem Möglichem, also viel, viel mehr noch als hier, und hat so unglaublich viele Besucher, dass man da nur staunen kann. Das machen sie in anderen Bereichen auch, eben zum Beispiel in diesem Design District Zagreb.
Deshalb habe ich mich heute gemeldet, weil ich damit ausdrücken wollte, nicht jede Idee der NEOS ist grundsätzlich falsch, sondern es gibt auch Dinge, die durchaus unterstützenswert sind. Und wenn man Kreativität und Eigenverantwortung und Eigenweiterentwicklung in dieser Stadt hat, dann nützt das allen und das sollte man auch unterstützen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Markus Ornig, MBA.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. Ich erteile es ihr.
GRin Katharina Schinner (SPÖ): Tja, und so schnell ist das Anliegen schon wieder da, das gestern der Kollege Ornig schon angekündigt. Ich bin aber aus vielen Gründen noch immer nicht davon überzeugt und ich glaube vor allen Dingen nicht, dass es etwas bringt, das politisch von oben zu verordnen. Also dort, wo ich sehe, dass in unserer Stadt Initiativen entstehen, entstehen sie nie, indem sie von oben verordnet werden, indem man sagt, dort will man jetzt Engagement haben oder das benennt man so, sondern indem Unternehmer sich zusammentun, indem Interessierte sich zusammentun und von unten herauf sozusagen dann, natürlich auch mit Unterstützung von öffentlichen Stellen Initiativen herbeiführen. Ich finde, dass gerade die Vienna Design Week ein Beispiel dafür ist, wie Kunst und Kultur in verschiedenen Bereichen, und in dem Fall auch ganz speziell Design, sich durch unsere Stadt bewegt, und eben nicht nur, und dagegen verwehre ich mich total, zu sagen, nur die Innere Stadt oder nur der Bereich, sondern Kunst und Kultur in allen Bezirken in ihrer Unterschiedlichkeit.
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