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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 28.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 101 von 108

 

Jetzt hätte sich die Frau Kollegin Kugler für das klassische und traditionelle und christliche Familienbild einsetzen können. Ich finde diese Abkehr sehr schade. Das können Sie Ihrer Kollegin gerne ausrichten. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Und weil dieses Thema eben so wahnsinnig wichtig ist, halte ich es für sehr wichtig, dass das für den Wähler nachvollziehbar und auch transparent sein soll. Aus diesem Grund bringe ich jetzt den Antrag auf namentliche Abstimmung ein, meine sehr geehrten Damen und Herren, und bedanke mich für die geschätzte Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Kickert.

 

19.48.09

GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!

 

Ich weiß jetzt nicht, wie es Ihnen ergangen ist. Aber ich muss sagen, ich glaube, ich habe selten in so kurzer Zeit so viel unbelegbaren (Heiterkeit bei der FPÖ. - Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.), wissenschaftlich bei Weitem schon lange widerlegten sagenhaften Blödsinn gehört.

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Bitte auf die Wortwahl zu achten.

 

GRin Dr. Jennifer Kickert (fortsetzend): Sie machen sich hier schenkelklopfend und bruhaha-rufend lustig über eine Beratungsstelle, die dazu da ist, Menschen in schwierigen Lebenssituationen vielleicht aus ihrer Krise zu helfen. Menschen vor einem Suizid zu bewahren. Mütter von suizidalen Kindern dabei zu unterstützen, die Kinder vor einem Suizid zu bewahren. Darf ich Ihnen das von Mutter zu Mutter sagen? Da wäre vielleicht angebracht, sich zu überlegen, wie es Ihnen oder Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn ginge, wenn Sie plötzlich bemerken müssten, nicht dass sie sich die Homosexualität ausgesucht hat. Es geht nämlich nicht um die Förderung von Homosexualität. Es geht darum, den Menschen … (GRin Ricarda Reif: Das Ziel ist es!) So ein Quatsch (Heiterkeit bei GRÜNEN und SPÖ.), wirklich, es ist so ein unsagbarer Quatsch! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Sie werden als blonde Frau geboren, von mir aus können Sie es sich anders färben. Werden Sie als lesbische Frau geboren, können Sie sich das nicht anders färben! (GR Mag. Manfred: Da hat sie ja nichts dagegen gesagt!) Aber Sie können so etwas nicht fördern. Entweder man ist es oder man ist es nicht. Man kann die Menschen unterstützen, so wie man alle Menschen unterstützen sollte, die als Minderheit leben und von der Mehrheit möglicherweise nicht richtig verstanden werden. Und so wie ich Ihnen zuhöre, muss ich sagen, die Aufgabe der COURAGE ist so etwas von bitter notwendig, wenn man Ihnen zuhört, weil die armen Menschen, die in ihren Familien aufwachsen und vielleicht zufällig blöderweise als Lesben und Schwule geboren werden, brauchen die COURAGE wie einen Bissen Brot, weil sie sonst nicht wissen, wie sie überleben sollen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

33.000 EUR dafür, dass es vielleicht 15 Selbstmorde weniger gibt. Das ist es … (StR Anton Mahdalik: Geh bitte!) Na nicht, ja, geh bitte. Sie wissen ganz genau, dass die Suizidrate von Jugendlichen, von lesbischen, schwulen und Trans-Jugendlichen wesentlich höher ist! Das wissen Sie! (Aufregung bei der FPÖ.) Und warum? Weil solche Leute wie Sie und andere die Kinder auf dem Schulhof niedermachen. (GR Dominik Nepp: Geh bitte! - Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Aufregung bei der FPÖ.)

 

Bei der COURAGE zum …

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Bitte versuchen wir alle, die Worte zu mäßigen und diese Debatte halbwegs, trotz aller Emotionen, in Ruhe abzuführen. Bitte. (GR Mag. Wolfgang Jung: Niedermachen! - Weitere Aufregung bei der FPÖ.)

 

GRin Dr. Jennifer Kickert (fortsetzend): Einrichtungen wie die COURAGE machen genau das. Sie beraten Jugendliche, wie sie am besten damit umgehen, wenn sie von Gleichaltrigen gemobbt werden oder zusammengeschlagen werden oder anderswie weniger oder mehr freundlich diskriminiert werden. Sie bringen ihnen bei, wie sie sich in dieser Gesellschaft behaupten. Sie beraten auch die Eltern von Transgender-Personen, von transidenten Personen und auch wieder von Lesben und Schwulen. Das ist eine gesellschaftspolitisch eminent wichtige Aufgabe. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Nicht jede Person hat das Glück, das ich gehabt habe, Eltern zu haben, die mit der Tatsache, dass ich lesbisch bin, in einer selbstverständlichen Art und Weise umgehen konnten. Ich kenne genügend Menschen, die nur deswegen von zu Hause rausg‘haut werden. Ich kenne genügend Menschen, die in ihrer Verzweiflung echt nicht wissen, wohin. Die brauchen Einrichtungen wie die COURAGE. Und die gibt es glücklicherweise nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Großstädten. Und es tut mir leid, wenn Sie so eine … Es tut mir nämlich wirklich leid, wenn Sie so eine verdienstvolle Einrichtung niedermachen und Sachen behaupten, als ob diese Einrichtung es zum Ziel hätte, Menschen zu geschlechtslosen Menschen zu erziehen. Ich meine, was soll das? Als ob das möglich wäre! Als ob das das Ziel der COURAGE wäre! Wenn Sie aus dem, was auf der Homepage über die Aufgaben steht, nicht schlau werden, dann gehen Sie doch hin und lassen Sie sich durch so eine Einrichtung führen! Die dort arbeitenden SozialarbeiterInnen, SexualpädagogInnen, MitarbeiterInnen jeder Form und Ausbildung, sie arbeiten noch dazu interdisziplinär, sind sicherlich bereit, Ihnen zu erläutern, was sie dort machen. Sie sind auch bereit, Ihnen anhand von Fallbeispielen zu erläutern, in welchen Situationen, nämlich ausweglosen persönlichen Situationen, sich diese jungen Menschen befinden können, und manchmal auch die Erwachsenen, nämlich die Eltern dieser jungen Menschen. Gehen Sie hin, lassen Sie sich das erklären und kommen Sie nächstes Jahr wieder. Und wenn Sie dann immer noch dagegen stimmen, dann werfen Sie mir bitte nicht ideologiegetriebene Politik vor. Weil dann, tut mir leid, machen Sie genau das! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka.

 

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