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Gemeinderat, 34. Sitzung vom 22.03.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 38 von 97

 

Krankenhauses Nord eingesehen hat, ist an sich einer der engsten Berater des Bürgermeisters. So einfach können Sie es sich nicht machen, dass Sie sagen: Es gibt keine politische Verantwortung, schuld sind die Beamten, schuld ist der Generaldirektor, schuld ist der Stellvertreter oder schuld ist die Projektleiterin. Die gesamte politische Verantwortung liegt bei Ihnen, bei den Regierungsparteien und sicher nicht bei den Beamten, auf die Sie jetzt höchstwahrscheinlich im Rahmen dieses von Ihnen erfundenen Vertuschungskonzepts das alles abwälzen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Noch ein Schlusswort zu den GRÜNEN: Sie sind ja immer so für Fairness, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Es muss Ihnen doch klar sein, dass bei einer von den Regierungsparteien selbst einberufenen Untersuchungskommission die Verantwortung sicherlich von den Politikern abgelenkt wird. Das ist doch klar, denn die Politiker sind nie schuld, schuld sind immer nur die Beamten, schuld sind immer nur die Angestellten. Dass Sie da mitmachen, das enttäuscht mich etwas, das muss ich schon sagen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Laschan.

 

12.54.20

GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ)|: Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich möchte auf den Kollegen Gara eingehen, dem ich immer sehr interessiert zuhöre und auch bis zum Schluss zuhören kann, ohne dass ich müde werde, weil da auch immer sehr interessante Anregungen und Einschätzungen kommen. Ich möchte Ihnen jedoch in einer Sache widersprechen: Sie haben gesagt, dass es eine Überkapazität im Bereich der Orthopädie, Traumatologie im 13. Bezirk mit dem Krankenhaus Hietzing und mit der Orthopädie Speising gäbe, die 300 m auseinanderliegen. Dem möchte ich insofern widersprechen, als es einfach den Erfahrungen unserer Patientinnen und Patienten widerspricht. Wenn man nämlich eine Hüft- oder eine Knieoperation braucht, dann wartet man unterschiedlich lange, aber auf jeden Fall lange. Deswegen halte ich eine Überversorgung für übertrieben.

 

Ich sage das auch im Zusammenhang mit diesem Geschäftsstück ganz bewusst, weil es mir ein großes Anliegen ist, dass sich bei den Praktiken mancher Einrichtungen ein bisschen etwas ändert, nämlich eigentlich ganz schön viel ändert. Ich rede da auch von orthopädischen Krankenhäusern im Rahmen der Vinzenz Gruppe, wo es nämlich schon sehr darum geht - es hat irgendjemand von den Rednerinnen oder Rednern erwähnt -, dass die Ordensspitäler ein eigenes Geschäftsmodell haben. Dieses Geschäftsmodell wirkt sich dann manchmal so aus, dass jemand, der mit einer komplett kaputten Hüfte nicht mehr gehen kann und dann vorstellig wird, hier zuerst gefragt wird, ob er eine Zusatzversicherung hat. Wenn er diese hat, kommt er sofort dran, wenn er diese nicht hat, wird er dann auf eine Wartezeit von bis zu einem Jahr hingewiesen, um dann aufgefordert zu werden, hier Zuzahlungen zu leisten, wobei die Basiszuzahlung dann rund um die 8.000 EUR ist. Das sind fast drei Armenbegräbnisse. Ich sage das deswegen, weil ich eine ältere Dame, die unter dem enormen Druck dieser furchtbaren Schmerzen und der Verkrümmungen in dieser Situation dann gesagt, okay, dann werde ich das, was ich mir für ein kleines Begräbnis gespart habe, damit es meine Angehörigen nicht zahlen müssen, dazu verwenden und werde mir von meiner Tochter den Rest ausborgen. Ja, das war’s. Nur über die Hilfe der Patientenombudsstelle der Ärztekammer ist es in dem Fall gelungen, hier zu einem schnellen Termin zu kommen. Und das ist kein Einzelfall.

 

Das Auffällige, was mir immer in allen Diskussionen über Gesundheit aufstößt, ist, dass immer die Gesunden über die Kranken reden. Das liegt aber natürlich in der Natur der Sache, und dadurch ist die Betroffenheit nicht so gegeben. Deswegen würde ich einmal empfehlen, einmal bei Menschen hineinzuhören, die sich gerade in einer Situation befinden, wo sie medizinische Versorgung brauchen. Da hat man ja auch vielleicht im familiären Kreis und im Freundeskreis Kontakt. Es ist die Versorgung in manchen Bereichen absolut nicht gut, und da ist der orthopädische Bereich dabei. Weil gesagt wurde, dass es das woanders auch gibt, möchte ich schon hervorheben: Wenn man nach Gersthof, das ist ein Haus des Krankenanstaltenverbundes, mit einer völlig zerstörten Hüfte hinkommt, kommt man einfach ohne Zusatzversicherung und auch ohne Zuzahlung dran, nicht übermorgen, aber in sechs Wochen, aber ganz normal. (GR Anton Mahdalik: Ich habe es selber gemacht! Sechs Wochen - weit entfernt!) - Ich weiß nicht, wo Sie da waren, aber auf jeden Fall sind das die Erfahrungen, und ich habe ja das Glück oder Unglück, dass ich beide Seiten sehe. Ich arbeite in einer Ambulanz, das heißt, sozusagen direkt an der Basis, wo ich mit Menschen zu tun habe, die einfach etwas brauchen, die krank sind, und ich bin auf der anderen Seite Gesundheitspolitikerin, wo ich sehe, wie im Hintergrund die Organisation der Versorgung läuft. Das heißt, ich habe den Blick auf beide Seiten und verstehe daher auch die Probleme der jeweils anderen Seite.

 

Ich möchte daher wirklich appellieren, denn Menschen, die zu Zuzahlungen gezwungen werden, sind oft nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren, denn wenn man nicht mehr gehen kann, wenn man Schmerzen hat den ganzen Tag und Schmerzmittel nehmen muss und die Nieren immer schlechter werden und Magenprobleme auftreten, das ist nämlich so bei den Schmerzmitteln, die man gegen Hüftschmerzen nehmen muss, ist man nicht mehr in der Lage, im wahrsten Sinne des Wortes aufzustehen, um zu sagen, nein, das lasse ich mir nicht gefallen. Die zahlen dann drauf. Ich habe schon viele gebeten, bitte, macht das öffentlich, wehrt euch dagegen, tretet dagegen auf, klagt das ein, geht zur Patientenanwältin oder was auch immer, aber nein, das will niemand. Das verstehe ich auch, denn wenn das vorbei ist, überstanden ist, will man seine Ruhe haben, will sich mit dem Problem nicht mehr auseinandersetzen, das ist völlig klar. Deswegen sage ich das hier immer wieder - weil die Betroffenen selber es aus verständlichen Gründen nicht tun.

 

Weil die Nahtstellen erwähnt worden sind: Das Wort Nahtstellen ist ein gutes Wort. Ich würde es auch ein

 

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