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Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.12.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 90

 

sagt, dass wir für Kinder und Jugendliche oder Säuglinge keine Schmerzbehandlung brauchen. Es ist nur ein Unterschied zu der Erkenntnis, dass wir eine Bewusstseinsbildung in einem gesamten Feld der Medizin brauchen, und bei Kindern, Säuglingen und Jugendlichen werden wir hier nicht nur vor allem die Kinderärzte ansprechen müssen, sondern wir brauchen einfach stärkere Sensibilisierung. Wir brauchen Wissen, wir brauchen Weiterbildung, und zwar quer durch das ganze Gesundheitssystem.

 

Ich weiß ja auch, dass wir uns einig sind, dass es dabei nicht nur um Spezialambulanzen geht. Ich glaube, es wäre ein Fehler, jede Form der Indikation, jede Art der möglichen Indikation in Spezialambulanzen zu bringen und sich dann zu wundern, dass in dieser ganzen Spezialisierung die PatientInnen nicht wissen, wo sie eigentlich wirklich hingehören, um ordentlich behandelt zu werden.

 

Ich denke, dass gerade im Bereich der Allgemeinmedizin - ich habe das vorhin schon eingangs so beantwortet -, im Sinne Ihrer Frage bei Kindern und Jugendlichen natürlich in der Allgemeinmedizin und der Spezialmedizin für Kinder einfach ein stärkeres Wissen, stärkere Sensibilität zu dem Thema Umgang mit Schmerzen entstehen müssen. Auch die Verknüpfung zwischen wirklich klassischer medizinischer Behandlung mit Physiotherapie, mit Bewegung, et cetera auf ein neues Bewusstseinsniveau im gesamten Spektrum der medizinischen Behandlung zu bringen, ist notwendig.

 

Ich bleibe dabei, ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir kein eigenes Schmerzzentrum für Kinder und Jugendliche brauchen. Ich glaube, dass das eine falsche Zeichensetzung ist, denn wir kennen doch das Problem in anderen Feldern der Medizin auch, wo die Existenz von Spezialabteilungen oder Spezialambulanzen dazu führt, dass der allgemeine Bereich dann sagt: Gehen Sie einmal in die Spezialambulanz. Ich glaube aber, dass wir viele gesundheitspolitische Phänomene nicht dadurch lösen, dass wir Spezialambulanzen in einzelnen Feldern aufbauen, sondern wir müssen uns auch um die Breite und Breitenwirkung kümmern. Daher bleibe ich dabei, ich bin überzeugt davon, dass es kein gesundheitspolitisch geschickter Schachzug oder geschickte Maßnahme wäre, hier eine zusätzliche Spezialambulanz aufzubauen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ, Herr GR Dr. Koderhold. Bitte.

 

9.58.45

GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Einleitend zu den Schmerzambulanzen, in denen ich selber auch persönlich auf der Onkologie gearbeitet habe: Die existieren natürlich nach wie vor, nur die Wartezeiten werden größer. Ich weiß nicht, ob Sie auch wissen, dass die Wartezeiten bei den schon existierenden Schmerzambulanzen im Ansteigen sind. Zu den Kinderschmerzzentren überrascht mich Ihre Stellungnahme, dass man keine eigene braucht, das steht in Diskrepanz zu allen anderen internationalen Entwicklungen. Das betrifft vor allem Säuglinge, wo man eine eingeschränkte Kommunikation hat, wo man praktisch mit Musterkennung, Blutdruck, Grimassieren, Erhöhung der Körpertemperatur, und so weiter im prä- und postoperativen Bereich einschätzen muss. Hier braucht man also sehr wohl ein Schmerzzentrum, wie es beispielsweise in Graz schon seit längeren Jahren installiert ist und die auf ein Patientengut von 25 bis 30.000 zurückgreifen können. Das wollte ich jetzt aber gar nicht fragen.

 

Damals bei dieser Gesundheitsplattformsitzung haben wir den Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer Szekeres gebeten, sich zu erkundigen, ob es in Wien, vor allem im AKH, einen entsprechenden Kinderschmerzbereich oder ein -zentrum oder eine -ambulanz gibt, und er hat nachgefragt und hat gesagt, es gibt diesbezüglich nichts, weder im Bereich der Anästhesie noch im Bereich der Pädiatrie.

 

Ich habe mir jetzt noch einmal das Leistungsspektrum der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde angeschaut, da gibt es nichts über Schmerztherapie, und im Bereich der Allgemeinen Anästhesie wird von Prof. Kress auch gesagt, dass die Schmerztherapie in der Pädiatrie praktisch nicht vertreten ist.

 

Jetzt meine Frage: Haben Sie schon mit Herrn Präsidenten Szekeres, der mir gesagt hat, es gibt in Wien nichts Vergleichbares beispielsweise zu Graz, gesprochen? Und was gedenken Sie, im Bereich der Kinderschmerztherapie zu machen? Denn wenn Sie als vermutlich einziger Gesundheitspolitiker in Mitteleuropa sagen, Sie brauchen kein Kinderschmerzzentrum, dann müssen Sie ja eine Alternative haben: Dann muss man entsprechende Kurse machen, dann muss man das Pflegepersonal darauf aufmerksam machen, dass man bei einem Säugling zum Beispiel darauf achten muss, wie sich die Körpertemperatur ändert, wie sich der Puls ändert, ob ein Grimassieren, eine Erhöhung des Bewegungstonus wahrzunehmen ist. Man muss eine Ausbildung machen, man muss ja irgendetwas machen.

 

Deshalb: Haben Sie mit dem Präsidenten Szekeres darüber gesprochen? Was gedenken Sie, im Bereich Kinderschmerztherapie umzusetzen?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Erstens einmal spreche ich laufend mit dem Präsidenten der Ärztekammer über viele verschiedene Themenfelder der gesundheitspolitischen Fragestellungen, zuletzt gestern am Abend.

 

Ich bleibe bei meiner Meinung, also auch wenn Sie mich jetzt vier Mal fragen, bleibe ich bei meiner Meinung und ich wiederhole gerne nochmals, auch jetzt im Hinblick auf Ihre spezifische Frage, was ich vorhin schon gesagt habe: Sie werden mich nicht dabei erwischen, dass ich gesagt habe oder sagen werde, wir brauchen keine spezifische, kinderspezifische, säuglingsspezifische Schmerztherapie und wir brauchen nicht spezifisches Wissen. Das ist ja selbstverständlich, dass wir spezifisches Wissen brauchen! Aber um spezifisches Wissen in die allgemeine Medizin zu bringen, auch in die spezifische Medizin in der Behandlung von Kindern, auch in die Onkologie, auch in die Bereiche aller Behandlungsformen, wo es rund um den Bewegungsappa

 

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