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Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 38 von 101

 

und Schön. Man braucht sich nur die Alte Donau anschauen. Da seht ihr, wo leistbarer Wohnraum gebaut wird. Das meiste wird von Russen gekauft. Der wohnt ja dann nicht einmal drinnen. Die ganzen Glorit-Häuser auf den Baurechtsgründen vom Chorherrenstift Klosterneuburg. Die Alte Donau, vor allem die Obere Alte Donau schaut schon furchtbar aus. Früher, wo dort noch Einfamilienhäuser gestanden sind, wo alte Muatterln gewohnt haben, stehen heute kleine Gemeindebauten, einer schaut aus wie der andere. Die Wohnungen fangen dort an, wenn du ein Besenkammerl haben willst, bei 300.000, 400.000 und gehen bis 1,5, 2 Millionen, geht anscheinend trotzdem alles weg, das meiste, wie gesagt, an die Russen. Es tut aber weder dem Ortsbild gut noch wird hier leistbarer Wohnraum geschaffen.

 

Ich möchte über ein aktuelles Projekt reden im Lobau-Vorland, also direkt neben dem Nationalpark 350 m daneben am Angoraweg bei der alten Auffahrt. Joe, ich zeig‘ dir das einmal, wenn du Zeit hast, vielleicht mit dem Radl, weil ich glaub‘, er war nicht dort. Dort haben sich die Anrainer zusammengeschlossen, weil dort ein Monsterbau im Siedlungsgebiet direkt am Wasser - also es ist nur die Straße dazwischen und in einem gewachsenen Einfamilienhausgebiet, wo wirklich noch Einfamilienhäuser stehen. Man weiß zwar, wenn jetzt ein Grundstück frei wird, dass ein paar Reihenhäuser hingebaut werden. Okay, die meisten passen sich noch halbwegs an das Ortsbild an und man kann nicht jeden Fortschritt aufhalten. Das wissen wir auch, und die Anrainer haben ja auch nicht gesagt, wir wollen dort gar nichts haben, Hauptsache, wir haben dort vor vielen, vielen Jahren gebaut. Sie haben sich das auch vom Mund abgespart. Aber dort soll jetzt wirklich ein Monsterprojekt hingestellt werden, 14 m hoch, 13 bis 14 Wohnungen, Tiefgarage, und, und, und, also wirklich ortsbildzerstörend. Es gibt Pläne, die schauen so etwa aus wie die Glorit-Bauten, nur ein bissel schiacher noch. Bei der Bauverhandlung war ... Also da sind schon ein, zwei 69er auch miteingerechnet. Den Bebauungsbestimmungen der Flächenwidmung entspricht das Ganze natürlich nicht. Darum haben sie auch den Planzeichner hingeschickt und nicht den Architekten oder den Bauführer. Interessanterweise sind 300 m daneben westlich des Biberhaufenwegs auf der anderen Seite des Naufahrtsweges nur 12 m möglich. 12 m sind eh schon mehr als genug, ist uns eigentlich auch zu hoch.

 

Darum haben die Freiheitlichen schon öfter verlangt, dass die Bauordnung novelliert wird, vor allem die Bauklasse I, weil halt dort das Ortsbild und das gewachsene Bild des Siedlungsgebietes und auch die Lebensqualität der Anrainer und die Natur massiv in Mitleidenschaft gezogen werden. Dort wird nirgends leistbarer Wohnraum geschaffen! Schaut euch das an! Schaut euch dann an, wenn sie in der Zeitung sind, was die Wohnungen dort kosten! Kein Mensch kann sich das leisten, außer er heißt Vladimir oder sonst irgendwas. Meistens sind das Anlegerwohnungen, auch am Angoraweg. Ich zeige dir einmal, wo das ist, Joe.

 

Also mit dem Schmäh braucht ihr nicht kommen. Ihr solltet wirklich endlich einmal, und ich komm‘ dann auch zum Antrag, auch im Interesse der Anrainer, der Natur, des Ortsbildes agieren. Aber bis jetzt macht ihr es rein im Interesse der Bauträger. Nein, nein, nicht jetzt auf Grün deuten, Rot, ihr seid eine Koalition. Ihr seid beide schuld, dass die Siedlungsgebiete nicht nur im 22., im 21., 23., überall zerstört werden und Rot und Grün machen mit. Also das ist das System Chorherr, nur ein bissel kleiner. Mit so einem Larifari gibt er sich gar nicht ab. Er macht dann gleich die Danube Flats oder das Heumarkt-Projekt oder Sonstiges.

 

Es ist übrigens medial extrem still um den Christoph Chorherr geworden, weil Anklagen oder Untersuchungen laufen sonder Zahl, und ich hoffe, irgendwann nach dem Wahlkampf werde ich ein bisschen etwas erfahren. Aber bitte kümmert euch um die Leute, die schon lange dort wohnen und nicht um die reichen Russen! Kümmert euch wirklich um leistbaren Wohnraum, aber nicht um die Wohnbauträger, die sich dort eine goldene Nase verdienen!

 

So, und dazu passt der zweite Antrag. Da haben wir im Bezirk vorige Woche einstimmig eine FPÖ-Resolution beschlossen, dass sich die Bezirksvertretung gegen dieses Projekt in der geplanten Form ausspricht, weil das einfach überdimensioniert ist. Nichts gegen das Bauen an sich, nur soll auf das Ortsbild und auf die Anrainer Rücksicht genommen werden. Die haben innerhalb kürzester Zeit 650 Unterschriften gesammelt, sind extrem gut informiert, die meisten sind Studierte, und, und, und. Das sind keine Revoluzzer, im Gegensatz zu mir, aber die haben mir das alles gut erklärt. Also der Chef von dort, der Herr Mailänder, kennt sich in der Bauordnung eine Weile besser aus als ich. Das mag vielleicht nichts heißen, aber das sind zumindest keine leichten Gegner, und ich hoffe, dass sie schlussendlich obsiegen werden.

 

Der Antrag lautet: Die Amtsführende Stadträtin für Verkehr, Klimaschutz, bla bla bla, wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass bei Erstellung künftiger Flächenwidmungspläne das jeweilige Ortsbild bebauter Gebiete berücksichtigt und das angeführte Projekt am Angoraweg in seiner geplanten Form verhindert wird. Auch hier ersuchen wir um sofortige Abstimmung.

 

Ich weiß schon, wenn wir in der Bezirksvertretung etwas beschließen, auch in anderen Bezirksvertretungen, dann ist das halt ein Vorschlag, ein frommer Wunsch oder vieles mehr. Wir haben das ja gesehen, da bist leider umg‘fallen, ich weiß, aus Koalitionsräson. Wir haben auch eine FPÖ-Resolution einstimmig beschlossen. Das war schon vor einigen Monaten, vor Corona, glaube ich, bei der Volksschule und beim Kindergarten Prandaugasse direkt neben der Albert-Schultz-Halle, wo sich die Elternvertreter, die Direktorin, die Lehrer, alle Kinder eine Kiss-and-drive-Zone gewunschen haben. Da wäre halt ein 50 m langes Grünstück, eine Gstätten, weggefallen. Es haben alle unterschrieben. Die FPÖ hat eine Resolution gestellt, einstimmig beschlossen. Dann ist das Ganze in den Gemeinderat gekommen. Wir haben auch hier einen Antrag gestellt, ist von Rot und Grün abgelehnt worden. Ich hoffe, das passiert diesmal nicht wieder. Ich weiß schon, Koalitionsräson, aber du bist mitumgefallen und Prandaugasse kennst du auch. Das

 

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